
Wie kommt die Salzburgerin oder der Salzburger jeden Tag in die Arbeit? Gerade die, die nicht in städtischen Gebieten leben, steigen in der Früh zumeist in das eigene Auto. Das Resultat: Mehr als 60.000 Pendlerinnen und Pendler sind täglich aus dem Umland in die Stadt Salzburg unterwegs. Die Schattenseiten des Pendlertums liegen auf der Hand – zu viele umweltschädliche Abgase, zu viele Staus und dadurch Zeitverlust. Auf Dauer ist diese Art der täglichen Fahrt zur Arbeit auch teuer.
Lösungsansätze gibt es bereits einige, zum Beispiel in Form von Fahrgemeinschaften, Regional-Expresslinien, Carsharing oder gut ausgebauten Fahrradwegen. In der Pendlersituation verstecken sich aber auch viele digitale Möglichkeiten. Ein neues Projekt für einen innovativen Mobilitätsknoten ist die Haltestelle 4.0, die vom urbanen Mobilitätslabor (uml) Salzburg in enger Kooperation mit der Research Studios Austria Forschungsgesellschaft (RSA FG) – Research Studio iSPACE koordiniert wird. Das Land Salzburg, die ÖBB, die Gemeinde Neumarkt am Wallersee, der Salzburger Verkehrsverbund, Postbus und der Regionalverband Salzburger Seenland unterstützen das Vorhaben.
Graz und Wien haben es mit Angeboten wie tim Graz oder WienMobil im städtischen Umfeld vorgemacht – beide sind vielfältige Mobilitätsknoten, bei denen die Nutzerinnen und Nutzer Services wie Bikeboxen, Carsharing oder eTaxis online buchen können. Damit werden Wege auch ohne das eigene Auto individuell zurückgelegt. In Salzburg soll der erste Mobilitätsknoten im Jahr 2020 in Neumarkt am Wallersee entstehen. „Wir haben uns gefragt, wie ein Mensch von A nach B kommt, ohne groß nachzudenken, wie er oder sie dorthin kommt“, sagt Marlene Suntinger, Projektkoordinatorin des uml Salzburg. Das Thema lautet „Umsteigen in der Region“ und deutet auf die hohe Konzentration an Pendlerinnen und Pendlern hin, die in Neumarkt und Umgebung zu-, aus-, ein- oder umsteigen, um die attraktive Zugachse Salzburg – Wien zu nutzen. „Wir wollen genau hier die Wegeketten optimieren, an einem Standort, der nicht nur eine regionale, sondern auch eine überregionale Bedeutung hat und ein starkes Pendleraufkommen aufweist“, so auch Thomas Prinz, Studioleiter von „Smart Settlement Systems“ der RSA FG iSPACE.

Testen, buchen und auswerten
Von der Haltestelle 4.0 gibt es klare Vorstellungen, aber sie bietet auch viele Nutzungsmöglichkeiten, die sich erst nach und nach entwickeln werden. „Sie soll ein Reallabor sein, also auch eine Testmöglichkeit für neue Produkte und Services von regionalen Unternehmen und Projekten bieten“, sagt Prinz. So haben auch Startups wie Bikeparker, die modulare Fahrradständer für den öffentlichen Raum produzieren, die Möglichkeit, ihre Innovationen unter realen Bedingungen zu testen. Erhoben und ausgewertet werden dabei nicht nur technische und infrastrukturelle, sondern auch sozialwissenschaftliche Daten zur Verkehrsmittelwahl und Verkehrsfluss der Fahrgäste. Um als Fahrgast Echtzeitinformationen über die Auslastung von Bikeboxen oder Autos zu erhalten, werden während der Bauphase Sensoren an ihnen angebracht. Diese vermitteln außerdem über eine integrative Datenplattform den Wissenschafterinnen und Wissenschaftern Informationen zu Verkehrsfluss oder Aufenthaltsqualität. Erkenntnisse wie diese könnten zukünftig in die Entstehung neuer Services einfließen.
Die Möglichkeiten, die dieses ambitionierte Vorhaben bietet, sind vielfältig, auch wenn einige Komponenten, vor allem im Bereich Internet of Things (IoT), erst im Laufe der Zeit integriert werden. Die ersten fixen Funktionen der Haltestelle 4.0 werden die digitale Vernetzung von Park and Ride, Radboxen und Angeboten von eLadestationen sein. Geplant sind außerdem digitalisierte Abholboxen, damit keine extra Fahrzeit für das Abholen von Paketen anfällt. Dafür werden unter anderem bereits Gespräche mit unterschiedlichen Unternehmen geführt. „Wir wollen sehen, was alles möglich ist, was gut ankommt und was schlussendlich auch auf andere Standorte in Österreich übertragen werden kann“, sagt Prinz.
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