Salz21
Das Politikpanel beim Bayerisch-Österreichischem Spitzengespräch: v. l . Eric Beißwenger, Claudia Plakolm, Wilfried, Mariana Kühnel, Wolfram Hatz

8. März 2024

Wie gestalten wir unsere Zukunft?

Politische und technologische Herausforderungen sowie Lösungsansätze zu Fragen über die Welt von morgen wurden beim gut besuchten Innovations- und Technologieforum salz21 am 6. März in der Messe Salzburg besprochen. Ein Rückblick auf die von Innovation Salzburg organisierten Panels.

kerDen Start von salz21 und unseres Programms dort machten die Bayerisch-Österreichischen Spitzengespräche. Beide Länder sind wirtschaftlich, kulturell und menschlich miteinander verbunden. Dieses Gemeinsame und die Potenziale für mehr standen beim Spitzengespräch der Politikvertreter:innen im Mittelpunkt. Der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Staatsminister des Freistaats Bayern, Eric Beißwenger, Staatssekretärin Claudia Plakolm, Generalsekretär-Stellvertreterin der WKÖ Mariana Kühnel und Präsident der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft Wolfram Hatz haben sich auf Einladung der Innovation Salzburg auf der Bühne von salz21 zum Gespräch eingefunden. Eine der wichtigsten Fragen: Was tun gegen den Fachkräftemangel? Einig war man sich, dass am einfachsten im eigenen Land angesetzt werden kann: Frauen durch bessere Kinderbetreuung freispielen, die Lehre stärken, Anreize für Vollzeitarbeit setzen sowie jungen Menschen durch passende Beratungsangebote den Einstieg in das Berufsleben erleichtern sind die wichtigsten Maßnahmen, die man verwirklichen kann. Auch das Gesprächsklima im eigenen Land war Thema: eine hohe spürbare Ausländerfeindlichkeit sei der Anwerbung von Fachkräften nicht dienlich.

Forschung muss mehr Gewicht bekommen

Einig war man sich auch beim Thema Forschung und Innovation und ihrer Bedeutung für nötige Transformationen. Bayern hat unter anderen eine Hightech Agenda mit geplanten 3,5 Milliarden Euro an Investitionen verabschiedet. Neben weiteren Themen sind darin künstliche Intelligenz und Quantentechnologie enthalten. Eine solche Strategie wünscht sich Mariana Kühnel von der Wirtschaftskammer Österreich auch für Österreich. Verbesserungspotenziale gibt es in beiden Ländern: Bürokratie sollte erleichtert und besser digital abgebildet sein, vorhanden Strategien müssen aufeinander abgestimmt werden und sich bestmöglich verstärken.

Kooperation, Fokussierung und Finanzierung in der Forschung

Vor allem, was die Forschung angeht, schließt sich das zweite Panel bestehend aus Henriette Spyra, vom Bundesministerium für Klimaschutz, Matthias Konrad von Bayern Innovativ, Brigitte Bach vom Austrian Institute of Technology und Manfred Rosenstatter von der Wirtschafskammer Salzburg sowie Henrietta Egerth-Stadlhuber von der FFG an: es braucht weniger Regulatorien, mehr Geld und Fokussierung. Denn die besten Forscher:innen gehen dorthin, wo die Rahmenbedingungen passen. Forschung ist international, d. h. in Österreich aber besser noch europaweit sollten Schwerpunkte abgestimmt sein, damit nicht klein und klein miteinander konkurrieren, sondern herausragende Forschung auch wieder neue Talente anzieht. Auch die Ausgaben müssten sich – so das Panel einstimmig – erhöhen. Der berühmte 1 Euro an öffentlichen Ausgaben kommt sechsmal in Form eines langfristigen BIP-Zuwachses um 6 Euro, zurück. Im Vergleich bräuchte es laut Egerth-Stadlhuber aber 10 Euro für die Entwicklung und 100 Euro für die Verwertung von Forschungsergebnissen in konkrete Geschäftsmöglichkeiten. Hier ist in Österreich noch Luft nach oben. Wir wären sehr gut im Hervorbringen von Start-ups, beim Wachsen in ein mittelgroßes Unternehmen, gäbe es aber noch große Unterstützungslücken. Brigitte Bach plädiert dafür, sich gute Technologiepolitik aus anderen Ländern anzuschauen und davon zu lernen und mit den Erkenntnissen einen Weg für mutige österreichische Technologiepolitik zu finden.

Schnelle Entscheidungen statt Sonntagsreden

Gerade vor dem Hintergrund globaler Krisen wäre es wichtig, schnell Schritte zu setzen. Das sehen auch die Expertinnen und Experten der nachfolgenden Programmpunkte zu den Themen Dekarbonisierung, Wasserstoff-Einsatz und Kreislaufwirtschaft so. Die Redner:innen und Redner zeigten einmal mehr, was schon alles möglich wäre, wenn nur auch die Finanzierung und die regulatorischen Rahmenbedingungen stimmen würden. Gerade in der Baubranche, wo ein großer Anteil an CO2-Emissionen verursacht wird, gäbe es eine Vielzahl an nachwachsenden Rohstoffen als Baumaterialien und Prozesse, die Ressourceneinsparungen ermöglichen. Collin Michael Flesner, Programmmanager beim Austria Wirtschaftsservice (aws) gibt zu denken, dass außerdem zwei Drittel des Abfallaufkommens in Österreich aus dem Bausektor stammt. Bauunternehmen stehen zwar wegen der Pandemie und dem Ukrainekrieg unter Druck und planen zu einem großen Teil eine Neuausrichtung und trotzdem läge die Forschungs- und Entwicklungsquote hier nur bei 0,9 %. Dieser niedrigen Motivation will man bei der aws mit einem neuen Förderprogramm begegnen.

Wasserstoff in der Praxis

Was den Einsatz von Wasserstoff angeht, waren sich die Experten einig, dass er kein Allheilmittel ist und ergänzend zu anderen Energielieferanten (beispielsweise Batterien) seine Rolle spielen wird. Es kommt immer auf den Einsatzbereich an. Dort, wo Wasserstoff Sinn macht – zum Beispiel bei Schwertransporten oder in der Industrie – fehlt noch die Finanzierung, um den nötigen Maßstab zu erreichen. Das betrifft die saubere Produktion von Wasserstoff genauso, wie die Infrastruktur für den Transport.

Kann ein neues Wirtschaftssystem entstehen?

Neue Wirtschaftssysteme entstehen durch Krieg oder andere große gesellschaftliche Umwälzungen legte Manfred Renner dar. Die Kreislaufwirtschaft wäre ein neues System, das weit mehr ist als Recycling. Es geht um natürliche Rohstoffe und Technologien zur Dekarbonisierung aber auch um ein Umdenken im Konsum. Langlebige statt Wegwerfprodukte müssen wieder in den Fokus rücken. Die Expert:innen sind sich einig, dass der moralische Zeigefinger und die gesellschaftliche Polarisierung nicht geeignet sind für die Einführung eines neues Systems. Es bedarf einer gemeinsamen Anstrengung. Ob diese zu bewerkstelligen sein wird, blieb offen. Doch dominierte aufgrund vieler absehbarer Möglichkeiten der Optimismus.

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