
Die Digitalisierung durchdringt mittlerweile alle Branchen, selbst so beratungsintensive Branchen wie Apotheken, die noch dazu viele gesetzliche Auflagen erfüllen müssen. Es gibt große Onlineshops für rezeptfreie Medikamente und Bestell-Apps, in denen Kund:innen Medikamente in der Apotheke vorreservieren können. Doch es gibt praktisch noch keine durchgängigen digitalen Vertriebskonzepte. Zusätzlich stellt die Corona-Krise das Apothekengeschäft vor große Herausforderungen.
Die Tassilo Apotheke im Herzen von Mattsee arbeitet daher an einer Innovation, die den gesamten Bestell- und Abholprozess kontaktlos möglich macht. Der kleine, familiengeführte Betrieb beweist, dass es auch für kleine Unternehmen möglich ist, große Innovationen durchzuführen.
Innovation für mehr Kund:innennutzen
Getrieben wurde der Innovationsprozess von den Kundinnen und Kunden der Apotheke. „Als kleiner Betrieb haben wir personalbedingt nicht die Möglichkeit für lange Öffnungszeiten. Für berufstätige Kundinnen und Kunden ist es nach dem Arztbesuch am Abend oft zu spät, um die Medikamente bei uns abzuholen“, sagt Franz Schätz, zuständig für Finanzen und Marketing in der Tassilo Apotheke. Außerdem möchte die Apotheke den großen Onlineshops eine digitale, aber auch regionale und persönliche Antwort geben.
Die Digitalisierung im Apothekenbereich ist kein einfacher Prozess. Bei jeder Bestellung prüfen die Apotheker:innen, ob die Medikamente zu den Beschwerden passen und klärt über die Einnahme und die Risiken auf. Das alles muss ein digitaler Prozess ebenso leisten.
Bestellen über die apothekeneigene App
Für die digitale Medikamentenbestellung entwickelte die Tassilo Apotheke deshalb eine App. Über diese können Kund:innen rezeptfreie oder rezeptpflichtige Medikamente bestellen, indem sie das Rezept oder den Barcode einer alten Medikamentenpackung abfotografieren. Die App erkennt automatisch, um welches Medikament es sich handelt. Sie ist mit dem Abwicklungssystem der Apotheke verbunden und kann dadurch automatisch eine Bestellung einbuchen. Rezeptfreie Medikamente können auch über ein Suchfeld bestellt werden.
Nach dem Bestelleingang informiert die App über die Kosten und das Apothekenteam berät über die App zur Einnahme und zu den Risiken und Nebenwirkungen. Sobald das Medikament abholbereit ist, bekommt die Kundin oder der Kunde eine Nachricht auf das Handy.
24/7: Kontaktlose Abholung von Medikamenten
Auch die Abholung kann kontaktlos stattfinden. Dafür wird aktuell am Apothekengebäude umgebaut. Ein Tresor als erweiterter Verkaufsraum stellt mittels QR-Code den Kund:innen die Ware in Abholfächern bereit. Noch in Abstimmung mit der Apothekerkammer, aber sofort einsatzbereit, ist dieser Prozess auch für rezeptpflichtige Medikamente. Neuentwickelt wurde dafür ein Scanner im Tresor, der prüft, ob das eingescannte Rezept zur Bestellung passt. Passt das zusammen, wird das Rezept vom Tresor behalten und die Ware ausgegeben.
Gerade jetzt in der Corona-Krise ist es wichtig, für die Sicherheit der Kund:innen und auch für die Betriebssicherheit der Apotheke eine kontaktlose Medikamentenausgabe zu ermöglichen. Deshalb will die Tassilo Apotheke so schnell als möglich mit dem Konzept auch für rezeptpflichtige Medikamente in Vollbetrieb gehen.
Digitales Zusatzangebot für Kund:innen aus der Region
„Wir möchten mit unserem Konzept eine deutliche Dienstleistungssteigerung für die Kunden in unserer Region schaffen. Der aktuelle Ablauf (Beratung, fachliche Prüfung …) wird einfach von Face-to-Face auf digital übersetzt“, erklärt Franz Schätz. „Wir sind kein Onlineshop für überregionale Kund:innen, sondern bieten ein Zusatzangebot für Menschen aus der Region“.
Persönlicher Kontakt geht vor – Instrument in Pandemiezeiten
Im Dezember wird mit ausgewählten Kund:innen getestet. Anfang nächsten Jahres möchte die Tassilo Apotheke dann mit dem Vollbetrieb starten. Der persönliche Kontakt ist für Birgit & Franz Schätz und ihr Team trotz allem nach wie vor wichtig. Die App ist erst nach persönlicher Freischaltung von einem Teammitglied in der Apotheke funktionsfähig. Mindestens einmal im Quartal muss die Nutzerin oder der Nutzer auch persönlich für die Beratung in die Apotheke kommen. Denn persönlicher Kontakt kann ergänzt, aber niemals ersetzt werden.
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