HygCen
Covidbekämpfung im Labor (Foto: HygCen)

13. August 2021

Covidbekämpfung als Wirtschafts­aufschwung

Covid19 hat unzweifelhaft an vielem gerüttelt. Ganze Branchen hatten und haben mit den Auswirkungen zu kämpfen; wie schnell es wirklich vorbei ist, ist nicht vorhersehbar. Gerade diese unsichere Situation, die Verlagerung auf digitale Prozesse und die neue Bedeutung von medizinischen Dienstleistungen bedeutet für so manche Unternehmen und Vorhaben auch einen Boost.

Eine der Branchen, in der dieser am meisten spürbar war und ist, ist wohl die Branche der Life Sciences. Gerade der in Salzburg starke Diagnostik-Bereich hat nochmals eine Aufwertung erhalten. Das bestätigt auch Georg Bauer, Geschäftsführer bei STRATEC Consumables in Anif, sagt aber dazu: „Das Hoch muss nicht zwangsläufig so bleiben.” Seiner Meinung nach werden sich nur wenige kurzfristig auf den Markt gebrachten diagnostischen Systeme auf die Dauer halten.

Umstieg auf und Weiterentwicklung von Testauswertungen

Trotz allem sei die Bedeutung der Diagnostik insgesamt gestiegen. Auch STRATEC Consumables selbst ist Teil einer diagnostischen Weiterentwicklung. Diese nennt sich Simoa® und lässt neben Speichel oder Nasenabstrichen auch eine Auswertung über das Blut zu. Damit ist nicht nur eine Aussage über eine vorhandene oder nicht vorhandene Infektion möglich, sondern auch darüber, wie schwerwiegend sie noch werden kann. Für diese Auswertungen ist eine mikrostrukturierte Plastikscheibe erforderlich, die in Salzburg entwickelt und gefertigt wird. Das Gerät, in das die Scheibe als Probenträger eingelegt wird, entwickelt die Konzernmutter in Deutschland.

Ebenfalls zur Diagnostik gehören die Auswertungen der vielen notwendigen Covid-Tests. Der oft genannte PCR-Test beschreibt eine bestimmte Technologie, die für das Aufspüren von Erbkrankheiten genauso wie für die Entdeckung von Virusinfektionen angewandt werden kann. Das Hauptgeschäft des Eugendorfer Unternehmen Novogenia vor der Pandemie waren humangenetische Tests. Weil das Unternehmen solche PCR-Tests anfertigen und auswerten kann, ist es in den Markt eingestiegen. Heute betreibt Novogenia, mit Kapazitäten von bis zu 1,2 Millionen Pooling-Tests am Tag, eines der größten Labors in Österreich.

Schnelle Tests made in Salzburg

Um Covid-Schnelltests geht es beim Thalgauer Unternehmen Procomcure. Sämtliche Schlüsselkomponenten für die Gurgel- und Speicheltests werden im Haus entwickelt und hergestellt. Die Kapazitäten reichen wöchentlich für bis zu 10 Millionen Tests. Neben dem öffentlichen Bereich gehört die Industrie und hier besonders die Lebensmittelindustrie zu den Hauptabnehmerinnen. Im Dezember 2020 konnte das Unternehmen ein eigenes Diagnostiklabor für Analysen in Bergheim eröffnen.

Unerlässliche Qualitätsprüfung

Getestet wird auch beim Bischofshofener Unternehmen HygCen. Die 25 Mitarbeiter:innen prüfen Medizinprodukte, Desinfektionsmittel oder Schutzausrüstung auf ihre Qualität. Diese Prüfverfahren sind verpflichtend bei solchen Produkten, professionelle Hersteller wissen das. Mit Aufkommen der Pandemie und dem erhöhten Bedarf an Masken und Desinfektionsmitteln haben zum einen diese Hersteller:innen mehr produziert und zum anderen sind immer mehr Branchenfremde in die Produktion eingestiegen. „Dadurch hat sich unser Auftragsvolumen verdoppelt“, bestätigt die stellvertretende technische Leiterin Monika Feltgen.

Digitale Services als Gewinner der Krise

Aus einer anderen Richtung kam die Entwicklungsidee von hotelkit aus der Stadt Salzburg. Ihr Produkt medikit ist eine digitale Kommunikationsplattform, mit der der klinische Alltag organisiert werden kann. Denn dieser ist durch Schichtdienst, Mitarbeiterfluktuation, komplexe IT-Infrastruktur und vieles mehr nicht einfach zu managen. Im Rahmen der Pandemie haben die Salzburger Landeskliniken die Software für ein Kapazitätsmonitoring für Covid-Betten in sämtlichen Standorten eingesetzt. Durch diese Idee und die schon existierenden Anwendungsmöglichkeiten für das digitale kollaborative Arbeiten konnte die Firma wirtschaftlich profitieren. Auch weil digitale Services in der Krise einen besonderen Aufschwung erfuhren: „Entscheidungsträger waren damit angehalten, die digitalen Möglichkeiten anzuerkennen und verlassen eher die analoge Komfortzone. Das hat uns sehr geholfen“, bestätigt Co-Founder von medikit, Johannes Gebauer.

Förderungen als Innovationshilfe

Wenn es um Innovation geht, können Förderungen eine ganz wesentliche Unterstützung sein. So konnte Novogenia mit einer FFG-Förderung neue Software und Technologie entwickeln. Diese hat es ihnen ermöglicht, die für die Produktion eingesetzten Roboter so umzubauen, dass sie von den knapp gewordenen Original-Materialien unabhängig wurden. PharmGenetix aus Anif entwickelt – ebenfalls unterstützt durch die FFG-Förderung – eine Biomarker-Testung. Diese ermöglicht eine Krankheitsdiagnose und gibt eine Analyse zur Abschätzung der Medikamentenverträglichkeit.

All diese Unternehmen zeigen einmal mehr, dass „Krise“ – zumindest die wirtschaftliche – nicht für jeden Bereich gilt. Sie zeigen auch, dass sie durch innovative Ideen nicht nur noch besser werden, sondern auch einen wesentlichen Beitrag zur Bewältigung der Pandemie leisten können.

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