ADRIAN GOIGINGER Foto: Patrick Langwallner
Foto: Patrick Langwallner

5. April 2023

Keine Filme ohne Filmförderung

Interview mit dem Salzburger Filmemacher Adrian Goiginger, der bekannt wurde durch seinen herzzerreißenden Film, Die beste aller Welten, der Salzburg aus einer unerwarteten Perspektive zeigt. Wir haben über die Bedeutung von Förderungen für Filmschaffende, Salzburg als Filmstandort und seine persönlichen Entwicklungen seit seinem Erstlingswerk gesprochen.

Der Name Adrian erinnert mich an Adrian Monk. Gibt es so etwas wie einen Monk in dir?

Leider nicht. Ich bin nicht sehr ordentlich und ich habe keine Neurosen. Leider – so ein Putzfimmel würde mir ganz guttun. Ich bin nicht penibel. Ich bin sehr emotional gesteuert. Ich bin ein Herzensmensch und versuche zu jedem Menschen nett zu sein. Wonach ich meine Projekte auswähle, ist Intuition und Gefühl. Ich habe die Monks in meinem Team.

Du bist gebürtiger Salzburger. Warum bzw. kannst du Salzburg anderen Film- und Kreativschaffenden empfehlen?

Der Vorteil an Salzburg ist, dass es noch nicht so überlaufen ist von Filmschaffenden. Das ist in Wien ganz anders und auch in Berlin oder München. Dass man nicht einer von hunderten oder tausenden ist, das ist cool. Das ist auch für die Förderung gut. Als Drehbundesland gibt Salzburg fast alles her. Ich habe zwei meiner vier Filme zum Großteil in Salzburg gedreht. Es ist sehr reich an schönen Drehorten, du hast die Stadt und natürlich die Natur: Berge, Seen, die Wälder. Und es ist nicht so verfilmt. Ich war mit Die beste aller Welten in Amerika. Da war man erstaunt, weil man Salzburg nur von Sound of Music kennt. Das ist eine interessante Seite, Drogen gibt es das hier auch. Das hat den Film aufgewertet, dass die Geschichte nicht in Wien spielt, sondern in dieser schönen Schickimickistadt, die auch ihre sozial schwachen Seiten hat.

Zur Bedeutung der Filmförderung: würde es deine Filme geben, wenn es keine öffentliche Förderung gäbe?

Es würde meine Filme nicht geben, wenn es keine Filmförderung gäbe. Meine Filme sind zu 98 Prozent aus Förderungen finanziert. Das europäische Filmsystem ist rein auf Förderung ausgelegt, nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland, Dänemark und Frankreich. Es gibt in Europa keine Big Player, die das Geld  haben, um abseits des Fördersystems zu produzieren. Ohne die Filmförderungen Öfi+ und Fisa+ würden die internationalen Produktionsfirmen auch nicht nach Österreich kommen.

Was hat sich durch die FISA+ Förderung* für dich geändert?

Es gibt jetzt mehr Geld und die Förderung ist nicht gedeckelt. First come first serve – das war beim alten Fördermodell das Problem. Wir waren bei meinem letzten Film Rickerl** mit Voodoo Jürgens zu spät mit der Einreichung dran. Es gab es kein Geld mehr und wir konnten den Film fast nicht drehen. Das ist jetzt anders. Und es gibt in Summe mehr Geld, vor allem wenn du eine europäische Ko-Produktion hast. Ich hoffe, dass es die Wirkung hat, dass mehr gedreht wird. Ich hoffe nicht, dass das Fördergeld zum Großteil auf internationale Produktionen fällt. Ich hoffe auch, dass es die Möglichkeit erhöht, größere Filme zu drehen.

Seit deinem Erstlingswerk, die beste aller Welten (2016 gedreht, 2017 im Kino) ist viel passiert. Wie siehst du die Welt und Salzburg jetzt?

Corona hat viel verändert. Ich war 25 Jahre alt, als wir den Film gedreht haben, deswegen war das alles so neu für mich. Jetzt bin ich angekommen in der Branche. Persönlich hat sich für mich viel geändert, 2017 kam meine Tochter zur Welt, kurz nach den Dreharbeiten. Ich bin erwachsen geworden. Ich habe das Gefühl, dass jetzt mehr passiert in Salzburg. Es gibt mehr Möglichkeiten. Aber ich kann mich erinnern, bei der Pressekonferenz zu die beste aller Welten, das hat einfach niemanden interessiert. Da waren zwei Leute da. Da kannte auch niemand die Hauptdarstellerin Verena Altenberger. Beim Fuchs war das jetzt ganz anders. Die Presse hat uns die Bude eingerannt. Das ist cool und ich mag das. Es erhöht den Erfolgsdruck, aber das empfinde ich nicht so. Den größten Druck mache ich mir selbst. Ich habe einen hohen Anspruch an meine Filme. Dass jetzt ein größeres Interesse an den Filmen besteht sehe ich nur positiv.

Was sind deine Herzensprojekte und wohin würdest du gehen wollen, um diese zu verwirklichen?

Ich möchte noch einige Filme in Österreich machen. Ich arbeite gerade an einer Verfilmung des Romans Vier minus drei der Autorin Barbara Pachl-Eberhart.

Und etwas weitergedacht, ist es schon mein Ziel einen internationalen Film zu drehen. Auch weil es andere Möglichkeiten der Umsetzung bei englischsprachigen Produktionen gibt, was das Budget betrifft. In der globalisierten, vernetzten Welt ist es zwar leichter als früher, an so ein Projekt zu kommen. Doch es ist eine kurzlebige Branche. Wenn man sich umschaut, sind die, die es schaffen, meistens jünger als 40. Das Jungsein ist ein großer Pluspunkt. Der Altersschnitt der Regisseur:innen sinkt. Mitte 30 solltest du schon den ersten richtig guten Film machen. Aber wenn ich mein Leben lang den Luxus hätte, in Österreich Kinofilme zu machen, ist es auch gut. Trotzdem wäre ein großes Ziel einen internationalen Film zu produzieren. Nicht in Hollywood, dort dreht sich alles nur um Profit. Es gibt inzwischen auch viele hochkarätige Filme aus Deutschland, die für einen internationalen Markt produziert werden.

Aktuell läuft Der Fuchs von Adrian Goiginger in unseren Kinos. Sollten Sie Lust auf Kino bekommen haben, können Sie den Filmemacher im Salzburger Das Kino treffen, wo er regelmäßig seine Filmbesprechungen abhält.

*Seit dem 01.01.2023 in Kraft getretene, neue österreichische Bundesfilmförderung, ** Der Film Rickerl kommt im Herbst 2023 in die Kinos.

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