Gruppenfoto Referent:innen/Veranstalter:innen
v. l. Georg Brunauer/FH Salzburg, Dominik Engel/FH Salzburg, Walter Haas/Innovation Salzburg, Stefan Kerth/Landrat Vorpommern-Rügen, Andrea Klambauer/Landesrätin, Jens Olaf Stein/Robert Bosch AG und Roland Wernik/Salzburg Wohnbau, Foto: Innovation Salzburg/Benedikt Schemmer

20. März 2023

Wasserstoff: So schaffen wir die grüne Transformation

Wasserstoff als Energieträger hat großes Potenzial. Lesen Sie einen Überblick über Anwendungen und Forschungsprojekte in Salzburg und welche Hürden es zur grünen Transformation laut Expert:innen noch zu überwinden gilt.

Wasserstoff gilt als ein vielversprechender Baustein in der Energiewende. Über mögliche Anwendungen wird international und auch in Salzburg intensiv geforscht. Beim Workshop „Innovation meets Smart Energy: Gamechanger Wasserstoff“ beim Innovationsfestival salz21 präsentierten und diskutierten Forscher:innen, Vertreter:innen aus Politik und Gemeinden sowie Anwender:innen aus der Wirtschaft, wo Österreichs und insbesondere Salzburgs Wasserstoff-Forschung steht, wo es internationale Leuchtturmprojekte gibt und welche Hürden es zu einer marktreifen und wettbewerbsfähigen Wasserstofftechnologie noch zu nehmen gilt.

Mecklenburg-Vorpommern als grüne Vorzeigeregion

Die gute Nachricht zuerst – das Potenzial von Wasserstoff als Energieträger ist groß. Die Technologie wird immer ausgereifter, wie viele Forschungsprojekte und Anwendungsfälle zeigen. Eine internationale Vorzeigeregion ist Mecklenburg-Vorpommern. Die Ausgangslage ist ideal: das deutsche Bundesland hat einen große Flächenlandkreis und die Bevölkerungsdichte ist klein – das bietet viel Platz für große Wind- und Solaranlagen, aus deren Energie Wasserstoff hergestellt werden kann. Mecklenburg-Vorpommern ist als flaches Land an der Küste außerdem vom Klimawandel stark betroffen. Seit 25 Jahren forscht das Bundesland, insbesondere die Hochschule Stralsund, an der Nutzung von Wasserstoff. Die Vision ist, die Region ganzheitlich mit Wasserstoff als Energieträger zu versorgen, wie zum Beispiel im öffentlichen Verkehr oder in der Wärmeversorgung der Gebäude. Dafür wurden in den letzten Jahren starke Netzwerke gebildet, jetzt geht es in die Umsetzung.

Wo Wasserstoff zur Anwendung kommt

Wasserstoffantriebe haben zum Beispiel im Verkehr Potenzial, besonders im Bus-, Schwerlast- und Fernverkehr. Die Salzburg AG bringt gemeinsam mit Projektpartnern im Rahmen des ZEMoS-Projekts (Zero Emissions Mobility Salzburg) sowohl batteriebetriebene als auch brennstoffzellenbetriebene Fahrzeuge auf die Straße. In zwei Modellregionen, eine stadtnah und die andere in einer alpinen Region im Pinzgau, wird ein Feldversuch über mehrere Jahre durchgeführt. Der grüne Wasserstoff wird ab 2025 durch eine Elektrolyseanlage hergestellt. Sie Salzburg AG wird darüber hinaus eigene Tankstellen betreiben.

Zur schnellen CO2-Reduktion braucht es die ganze Technologievielfalt, die Wasserstoff bietet. Das zeigt ein Beispiel der Robert Bosch AG, die Einspritzsysteme für Großmotoren herstellen. Diese kommen zum Beispiel bei Kraftwerken und Schiffen zum Einsatz, haben aber verschiedene Anforderungen an den Energieträger bzw. die Energiespeicherung . Die Verfügbarkeit von Energie spielt hier eine große Rolle. Ein stationär betriebenes Kraftwerk kann zum Beispiel mit einem großen Speicher oder eine Pipeline mit Wasserstoff betrieben werden. Für ein Schiff, welches die Energie an Bord speichern muss, ist das aus Wasserstoff erzeugbare e-Methanol viel besser geeignet.

FH Salzburg: Energiesysteme intelligent koppeln

Wasserstoff allein ist aber nicht die Lösung für eine klimaneutrale Zukunft. Wie man alle Energiesysteme – wie Solarstrom, Windenergie und Wasserstoff – intelligent verbinden kann, das untersucht die FH Salzburg im H2 DemoLAB. Denn in vielen Fällen werden bisher nur einzelne autarke Energiesysteme eingesetzt. Gerade bei Photovoltaik und Wind, die sehr von Jahreszeit und Wettersituation abhängig sind, und daher oftmals nicht mit dem Energieangebot und -nachfrage übereinstimmen, eignet sich Wasserstoff für eine langfristige Speicherung.  Um eine durchgehende Stromversorgung für verschiedene Energie-Nutzungen, wie Gebäudeheizungen, Mobilität und Industrie, zu ermöglichen, müssen alle Energiesysteme intelligent gekoppelt werden.

Welche Herausforderungen noch bewältigt werden müssen

Es braucht also noch einiges an Forschung, bis der Wasserstoff wettbewerbsfähig eingesetzt werden kann. Georg Kerbl von der Salzburg AG sagt dazu: „Neue Technologien sind am Anfang sehr teuer. Daher sind wir stark von den Förderstellen abhängig. Wir hoffen, dass wir von der politischen Seite Unterstützung erhalten, damit wir eine funktionierende Wasserstoffwirtschaft bekommen. Momentan warten wir bereits Monate auf bestimmte Fördercalls, die den Ausbau der Wasserstofftechnologie unterstützen.“

Neben Förderungen müssen außerdem einfachere Genehmigungsverfahren etabliert werden. Aktuell dauert es noch lange, bis Forschungs- und Pilotprojekte genehmigt werden oder sie werden erst gar nicht erlaubt. Grund dafür ist unter anderem fehlendes Know-how bei den Sachverständigen, die noch nicht vertraut mit der Wasserstoff-Technologie sind. Klare Handlungsleitfäden für Behörden als auch Unternehmen würden Verfahren vereinfachen und beschleunigen.

Die Wasserstoffstrategie ebnet den Weg

Die vom Bund entwickelte Wasserstoffstrategie für Österreich soll Hindernisse aus dem Weg räumen. Die Strategie ist die Leitlinie für den Einsatz von Wasserstoff in Sektoren wie der energieintensiven Industrie, als Energiespeicher oder in schwer zu elektrifizierenden Bereichen der Mobilität. Zu den Maßnahmen gehören zum Beispiel Förderprogramme für die Forschung, Industrie und Mobilität und der Ausbau von Infrastruktur zur Herstellung und Verteilung von Wasserstoff. Internationale Kooperationen sichern zukünftige Importe. Mit der Errichtung einer nationalen Wasserstoffplattform wird außerdem für einen kontinuierlichen Dialog und Informationsaustausch zwischen allen Stakeholdern gesorgt.

So schaffen wir die grüne Transformation

Das Fazit des Workshops: Die Wasserstofftechnologie ist schon weit fortgeschritten – es ist alles da, was wir für eine Transformation brauchen. Damit diese aber auch grün, marktreif und wirtschaftlich ist, braucht es alle Akteure. Politik, Wirtschaft und Forschung müssen an einem Strang ziehen. Aufholbedarf gibt es bei den Genehmigungsverfahren für Wasserstoff-Projekte. Denn je langwieriger Genehmigungsprozesse dauern, desto langsamer wird die grüne Transformation umgesetzt.

Von zentraler Bedeutung sind auch die Bewusstseinsbildung und der Aufbau und die Weitergabe von Know-how. Cluster und Netzwerke helfen dabei, ein Milieu zu schaffen, dass sich Unternehmen und Regionen auch trauen, neue Technologien auszuprobieren. „Der Wasserstoff ist aktuell der Champagner unter den Energieträgern. Er muss aber zum Sekt oder Bier werden, damit sich jeder die Technologie leisten kann. Dann können wir auch die Korken knallen lassen“, so Georg Brunauer von der FH Salzburg.

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