Am 4. November wurde an der FH Salzburg in Kuchl erstmals eine vollständige Wasserstoff-Wertschöpfungskette im Kleinen aufgebaut und beim Roundtable Wasserstoff demonstriert. Dazu gehörten Infrastruktur wie der Elektrolyseur (zur Herstellung von Wasserstoff) und eine Tankstelle sowie H2-Fahrzeuge.
Wasserstoff ist ein zentraler Baustein für ein klimaneutrales Energiesystem, insbesondere dort, wo Elektrifizierung an Grenzen stößt – etwa in der Industrie, im Schwertransport oder bei saisonaler Energiespeicherung. Grüner Wasserstoff aus erneuerbarem Strom kann fossile Brennstoffe ersetzen und CO2-Emissionen deutlich reduzieren.
Salzburg als Wasserstoffregion
Österreich verfügt über eine solide Basis aus Forschung, Pilotprojekten und einer nationalen Wasserstoffstrategie. Salzburg bringt zusätzlich starke Logistik- und Industrieunternehmen, energiewirtschaftliche Kompetenz und eine enge Zusammenarbeit mit Bayern ein – einer der führenden Wasserstoffregionen Deutschlands. Expert:innen aus allen Bereichen haben sich am 4.11. beim Roundtable Wasserstoff getroffen und die Wertschöpfungskette, Herausforderungen und Chancen genauer beleuchtet. Der Demonstrationsaufbau hat dabei den Stand der Technik verdeutlicht.
Landeshauptmann-Stellvertreter Stefan Schnöll ist überzeugt: „Es ist wichtig, dass wir uns Innovationen nicht verschließen, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. Darum ist entscheidend, dass wir früh Erfahrungen sammeln und regionale Lösungen umsetzen können. So schaffen wir Klimaschutz und Arbeitsplätze gleichzeitig.“
H2-Initiative Salzburg–Bayern
Innovation Salzburg koordiniert das Thema Wasserstoff im Bundesland, vernetzt zentrale Akteur:innen und initiiert Projekte. Eines davon ist die H2-Initiative mit Berchtesgadener Land Wirtschaftsservice, Salzburg AG und Energie Südbayern. Ziel ist der Aufbau eines regionalen Wasserstoff-Ökosystems mit wirtschaftlich realisierbaren Anwendungen bis 2035. Werner Balika, Leiter Technologie- und Clusterprogramme bei Innovation Salzburg, betont die nötige Vernetzung: „Wasserstoff entsteht nicht im Alleingang. Wir bringen Wirtschaft, Forschung und Politik an einen Tisch und entwickeln gemeinsam Projekte. Die Euregio hat alle Voraussetzungen: Kompetenz, starke Betriebe und den gemeinsamen Willen zur Umsetzung.“ Auch Lars Holstein, Prokurist des Projektpartners Berchtesgadener Land Wirtschaftsservice ist von einer länderüberreifenden Zusammenarbeit überzeugt: „Die Wasserstoffwirtschaft macht nicht an Landesgrenzen halt. Durch die Zusammenarbeit bündeln wir Know-how und Infrastruktur und bringen Lösungen schneller in die Anwendung. Wie bei der heutigen Veranstaltungen bringen wir dafür Expert:innen aus beiden Regionen an einen Tisch.“
Forschung, Qualifizierung und Praxis
Ein wichtiger Baustein ist der neue Labor-Elektrolyseur in Kuchl – eine Anlage, in der Wasser mithilfe von Strom in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten wird. Dieser wurde am 4.11. bei dem Demonstrationsaufbau erstmals in Betrieb genommen. So kann grüner Wasserstoff direkt vor Ort erzeugt und für Forschung, Ausbildung und erste Praxisanwendungen genutzt werden. „Wir schaffen damit eine moderne Lern- und Forschungsumgebung“, freut sich Alexander Petutschnigg, Departmentleiter Design & Green Engineering an der FH Salzburg. „Studierende erleben Wasserstofftechnologie nah an der Praxis und werden zu Fachkräften für die Energiewende.“
Industrie als Treiberin
Elektrolyseure, Tanksysteme und erste Anwendungen in Industrie und Schwerverkehr funktionieren bereits, wie in Kuchl zu sehen war. Herausforderungen gibt es jedoch noch, dazu gehört auch die Infrastruktur: „Für die Industrie ist Wasserstoff kein Trend, sondern ein strategischer Faktor,“ betont die Geschäftsführerin der Industriellenvereinigung Salzburg Irene Schulte. „Wer heute Entwicklungen testet, hat morgen Standortvorteile. Salzburg kann vorne mitspielen, wenn wir Infrastruktur und Know-how weiterentwickeln. Salzburg muss daher jedenfalls an das Wasserstoff-Kernnetz Österreichs angeschlossen werden.“
Bei Liebherr, dem führenden Baumaschinenhersteller aus Bischofshofen, treibt man die Entwicklungen voran. Noch fehlt es jedoch an marktreifen Lösungen wie bei der Umstellung von schweren Baumaschinen auf nachhaltige Antriebstechnologie. Wasserstoffantrieb im Radlader ist dabei ein wichtiger Ansatz und hat großes Potenzial: „Neben der Wirkung für den Klimaschutz ermöglicht es diese Technologie, ein hohes Maß an Wertschöpfung und technologischem Know-how in Westeuropa zu halten. Sie stärkt die Resilienz in den Lieferketten und bietet damit strategische Vorteile“, erklärt Herbert Pfab, technischer Geschäftsführer der Liebherr-Werk Bischofshofen GmbH.
Fazit
Salzburg und Bayern zeigen: Wasserstoff wird hier nicht nur diskutiert, sondern gemeinsam erprobt und umgesetzt. Die Region demonstriert konkrete Anwendungen, baut Kompetenzen auf und entwickelt systematisch ein regionales Wasserstoff-Ökosystem. Zukunftstechnologien entstehen dort am stärksten, wo Grenzen zu Brücken werden – und wo Wirtschaft, Wissenschaft und Politik gemeinsam handeln.
Infos zur H2-Initiative
Die vom EU-Programm Interreg Bayern–Österreich geförderte H2-Initiative baut ein grenzüberschreitendes Wasserstoff-Ökosystem in der Euregio auf. Ziel ist der offene Austausch zwischen Wirtschaft, Energieversorgern, Behörden und Forschung, um sich früh auf die Energie- und Industrietransformation einzustellen und neue Geschäftsfelder zu entwickeln. Gemeinsam entstehen wirtschaftlich umsetzbare Anwendungen für Mobilität, Industrie und Versorgung sowie eine regionale H2-Wertschöpfung.
Partner:
- Berchtesgadener Land Wirtschaftsservice (DE)
- Innovation Salzburg (AT)
- Salzburg AG (AT)
- Energie Südbayern (DE)
Bilder

v. l.: Martin Zerta (Ludwig-Bölkow-Systemtechnik), Lukas Fuchs (Liebherr-Werk), Daniel Keller (Hyundai Hydrogen Mobility), Lars Holstein (Berchtesgadener Land Wirtschaftsservice), Irene Schulte (IV Salzburg), Alexander Petutschnigg (FH Salzburg), Werner Balika (Innovation Salzburg), Foto: Franz Neumayr

v. l. Anja Friedrich-Hussong (Berchtesgadener Land Wirtschaftsservice), Bernhard Kern (LR Berchtesgadener Land), Irene Schulte (IV Salzburg), Werner Balika (Innovation Salzburg), Lars Holstein (Berchtesgadener Land Wirtschaftsservice), Alexander Petutschnigg (FH Salzburg); Foto: Franz Neumayr

Wasserstoff Radlader von Liebherr
