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Foto: Silvia Brazzoduro on unsplash/Adobe Stock

8. Juli 2021

Building Information Modelling vorgestellt

Mit Building Information Modelling lässt sich der Lebenszyklus eines Gebäudes (von der Planung bis zu allen Bauphasen und sogar bis zur Gebäudeverwaltung) digital abbilden. Im Innovation Salzburg-Forum auf der AGIT 2021 diskutierten Expert:innen, welche Anwendungen BIM am Bau und in der Immobilienwirtschaft ermöglicht.

Die neue Sprache am Bau: Building Information Modelling (BIM) ist eine moderne Arbeitsmethode, die die Bau- und Immobilienbranche ins digitale Zeitalter bringt. Mit BIM lässt sich der Lebenszyklus eines Gebäudes – von der Planung bis hin zu allen Bauphasen und sogar bis zur Gebäudeverwaltung und zum Abbruch des Hauses – digital abbilden. Alle Projektbeteiligten wie Architekt:innen, Statiker:innen, Baubeauftragte und Facility Manager:innen teilen alle Informationen rund ums Gebäude.

BIM hat viele Anwendungsgebiete für die Bau- und Immobilienwirtschaft. Welche das sind und wie besonders KMU davon profitieren können, diskutierten Vertreter:innen beider Branchen im Innovation Salzburg-Forum „Effektive Zusammenarbeit und nachhaltiges Wirtschaften mithilfe von Building Information Modelling (BIM)“ auf der AGIT 2021.

Informationstransfer entlang der Wertschöpfungskette

Information ist ein wichtiger Baustein im Bau und in der Verwaltung von Gebäuden. BIM ermöglicht diesen Informationstransfer mittels Software-Anwendungen. Susanne Formanek, Geschäftsführerin der GrünstattGrau Forschungs- und Innovations GmbH, der Kompetenzstelle für Bauwerksbegrünung: „Bei einer erfolgreichen Zusammenarbeit am Bau darf es zwischen den Schnittstellen wenig Reibung geben. In unserer Praxis war es aber so, dass die Stadtplanung nicht wusste, was die Gärtner:innen machen und umgekehrt. Der Informationsfluss über die ganze Wertschöpfungskette muss gegeben sein“.

Steffen Robbi von Digital Findet Stadt versteht BIM als neue Sprache, die alle Projektbeteiligten erst lernen müssen. „Man muss Gewerbegrenzen überschreiten“, erklärt er. BIM-Software ermöglicht diese übergreifende Zusammenarbeit. In 3D-Modellen ist visualisiert oder simuliert, wo zum Beispiel Leitungen verlaufen, welche Fenster das Gebäude hat, welche Materialien verbaut wurden oder welche Möblierung ein Raum hat oder haben wird. Arbeitsabläufe werden dadurch intelligenter und vernetzt und unterstützt damit die effektive Zusammenarbeit und steigert die Produktivität sowie die Rentabilität.

„Wenn wir eine Glühbirne im BIM-Modell abbilden, soll der Hausmeister wissen, dass er sie in 5 Jahren tauschen muss.“
Wolfgang Lackner, Bauvorsprung

Letzteres bietet auch Möglichkeiten für Wohnungskäufer:innen. Mittels 3D-Simulationen können sie sich Pläne für ein Haus oder eine Wohnung vor dem Bau anschauen und können so in die Planung mit eingebunden werden. „Das ist eine häufige Anwendung von BIM, die auch mittlerweile sehr gut funktioniert“, erklärt Robert Wernik von Salzburg Wohnbau. Das Unternehmen ist im Bereich Planung, Wohnbau und Objektmanagement tätig und setzt BIM für diverse Anwendungen ein, wie zum Beispiel auch beim Abbruch von Gebäuden, um Materialien zu recyceln. „Voraussetzung für das Recycling ist eine 3D-Kodierung des alten wie auch des neuen Hauses. Dabei wird jeder Bauteil auf seine Wiederverwendbarkeit überprüft.“

Exakte Daten als Grundstein für BIM

Basis für BIM-Anwendungen ist somit ein digitales Abbild eines Gebäudes. Dafür braucht es exakte Daten, die in der Baubranche nicht immer zur Verfügung stehen. „Wir hatten als klassisches Architekturbüro, welche im Bestand gebaut und erweitert haben, mit schlechten Planungsunterlagen zu kämpfen“, sagt Wolfgang Lackner, Geschäftsführer von Bauvorsprung. Das Tamsweger Unternehmen hat sich hier Abhilfe mit einem 3D-Laserscanner verschafft. Der Laserscan vermisst den Raum, das Gebäude oder auch die Umgebung. Mit den Daten können die Architekt:innen eine detailgetreue 3D-Visualisierung des Gebäudes und seiner Umgebung – dem digitalen Zwilling – schaffen.

„Scan 2 BIM“, also die digitale Datenaufnahme als Basis für BIM-Anwendungen, ist laut Geschäftsführer Robert Wernik auch bei Salzburg Wohnbau bereits Normalität. Salzburg Wohnbau sorgt mit einem mobilen Scannergerät und Drohnenaufnahmen für exakte Daten in seiner Gebäudeplanung.

Mit BIM nachhaltiger bauen

Im Building Information Modelling stehen diese Daten durchgängig und transparent allen Projektbeteiligten zur Verfügung. Das schafft auch die Basis für nachhaltiges Bauen und Gebäudeverwaltung. „Man kann simulieren, was ein Gebäude nicht nur im Bau kostet, sondern in seinem gesamten Lebenszyklus, zum Beispiel wie viel Energie wird verbraucht oder wie viel Wärme gibt es ab“, sagt Susanne Formanek. GrünstattGrau, welches auf Gebäudebegrünung spezialisiert ist, kann so auch berechnen, welchen Effekt eine Begrünung auf die Ökobilanz hat.

Fachkräftemangel hindert Anwendungen

Hindernis bei der Etablierung von flächendeckenden BIM-Anwendungen sind die fehlenden Fachkräfte. „Die Baubranche ist nicht sehr IT-affin“, sagt Steffen Robbi, Geschäftsführer von Digital Findet Stadt. Planungsbüros sind dabei schon weiter in der Umsetzung als Baubeauftragte. Dabei sieht er große Chancen für innovative Unternehmen, sich für junge Arbeitskräfte als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Was es dafür braucht, sind Schulungen, eine neue Kultur der Zusammenarbeit und Pilotprojekte, die Best Practices von BIM-Anwendungen zeigen.

Was ist das langfristige Ziel von BIM? Wolfgang Lackner von Bauvorsprung: „Die Immobilien- und Baubranche soll einheitlich denken können. Wenn wir eine Glühbirne im BIM-Modell abbilden, soll der Hausmeister wissen, dass er sie in 5 Jahren tauschen muss.“

Ihr Kontakt für Digitalisierung

Nicole Ferber

Nicole Ferber, MSc

(in Karenz)
FTI-Standortentwicklung, IKT

+43 5 7599 722 33
nicole.ferber@innovation-salzburg.at

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